… seine Denkmäler und SehenswürdigkeitenDie Denkmalpflege in Niederschwedeldorf sucht im schlesischen Raum
seinesgleichen und kann als außergewöhnlich bezeichnet werden.
Dass dies so ist, ist der Initiative und Schaffenskraft von Helmut
Goebel zu verdanken. Das Ergebnis langer Jahre Arbeit kann sich
heute wahrlich sehen lassen und stellt an sich ein Denkmal deutscher
Kultur im schlesischen Raum dar. Helmut
Goebel wurde am 23. Januar 1925 in Niederschwedeldorf als Sohn eines
Bauergutsbesitzers geboren. Nach der Vertreibung ergriff er mit die
Initiative zur Gründung der Heimatgruppe und pflegt schon seit 1959
regen Kontakt mit der schlesischen Heimat und den polnischen Bewohnern.
1986 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz für seine besonderen Verdienste
um die Betreuung seiner aus der Grafschaft Glatz vertriebenen Landsleute
verliehen. Bis heute ist er über 90 Mal in die Grafschaft gereist
und hat sich besonders in den letzten zehn Jahren dem Erhalt der
Kulturdenkmäler in Niederschwedeldorf gewidmet. Er hat es nicht nur
geschafft, zahlreiche kulturhistorisch wertvolle Denkmäler
aus sieben Jahrhunderten zu restaurieren, sondern auch die
polnische Bevölkerung zu mobilisieren und durch seine ganz besondere Art
ihnen die Wertschätzung für diese Denkmäler, die bedrohlich dem Verfall
ausgeliefert waren, zu vermitteln. Mit seiner ansteckenden Vitalität
vermag er selbst die junge polnische Bevölkerung zur aktiven Mithilfe zu
bewegen. Nicht ohne Grund wird er in Niederschwedeldorf mit Respekt der
“Deutsche Ingenieur“ genannt. Auf seine Initiative hin wurde der Verein
“Erzengel Michael e.V.“ (Towarzystwo Archaniol Michal) in
Niederschwedeldorf gegründet. Dieser polnische Verein verwaltet die
Spendengelder zur Finanzierung der umfangreichen Arbeiten. Der Vorstand
übernimmt notwendige Verhandlungen mit Behörden und Grundeigentümern und
die Mitglieder übernehmen Hand- und Maschinenarbeiten, stellen
Fahrzeuge zur Verfügung und pflegen die Grün- und Beetanlagen um die
Denkmäler. Durch die finanzielle Unterstützung mit Spenden, besonders
der Mitglieder der Heimatgruppe Niederschwedeldorf, konnten bis heute
zahlreiche Bildstöcke, Gedenksteine, Kreuze usw. aus verschiedenen
Epochen wieder hergestellt und gesichert werden. Helmut Goebels Anliegen
ist es, diese alten Denkmäler wieder in den Zustand zu versetzen, wie
sie 1939 sich zeigten. Und das ist ihm gelungen. Aber mit der
Denkmalpflege allein ist es nicht getan. Helmut Goebels Devise lautet:
Tue Gutes und rede darüber! Er weiß es, die Medien für sich zu gewinnen,
sowie Ausstellungen und Veranstaltungen zu organisieren. Durch diese
Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit ruft er Schlesien und das Schicksal
der Vertrieben immer wieder ins Gedächtnis der Mitmenschen
zurück. Inzwischen
sind es über 30 Bildstöcke, Denkmäler und Kreuze, die schon allein ein
Besuch in Niederschwedeldorf wert sind. Es lassen sich hier nicht alle
Denkmäler aufführen. Aber wir stellen an dieser Stelle in Abständen und
in loser Reihenfolge alle einzeln vor.
Das kleine Tor der Kirchmauer
Vor der Restauration.
Das neue Tor wird angepasst.
Das Tor ist fertig gestellt. Neben den zahlreichen Projekten, die Helmut Goebel in den
letzten Jahren im Bereich Restauration in Niederschwedeldorf verwirklichen
konnte, war ihm und dem Verein “Erzengel Michael“ das kleine Tor in der
Kirchmauer ein besonderes Anliegen. Viele Jahre der wechselhaften Witterung
ausgesetzt, hatte der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen. Nicht nur, dass
das Holz immer mehr dem Zerfall ausgeliefert war, zeigte sich auch der Rost am
Geländer und der Sandstein begann zu
bröckeln. So wurde in den Jahren 2012 und 2013 mit viel Arbeit und Liebe dieses
historische Tor restauriert. Historisch nicht nur aufgrund des hohen Alters,
sondern weil auch einer der berühmtesten Grafschafter, Arnestus von Pardubitz,
mit dem Tor in Zusammenhang zu bringen ist. Niederschwedeldorf ist das
zweitälteste Dorf der Grafschaft und wird erstmals am 25.11.1269 urkundlich
erwähnt. Das Dorf gehörte den Brüdern Renzco und Nycolaus von Glubocz. Am
07.02.1350 ging Niederschwedeldorf dann in den Besitzer von Arnestus von
Pardubitz über. Dessen Vater war Kastellan auf der Burg in Glatz. Bereits 9
Monate später schenkte Arnestus den Besitz der Augustiner Propstei in Glatz. Es
sollte 250 Jahre in ihrem Besitz bleiben. Der erste Propst war von 1350 bis zu
seinem Tode 1382 Johannes aus dem Kloster Raudnitz. Arnestus wurde am
21.11.1344 der erste Erzbischof von Prag. Im Jahre 1364 wurde er von Kaiser
Karl den IV. an dessen Hof in Bautzen (Sachsen) gerufen. Auf dem Weg dorthin
verstarb Arnestus plötzlich und unerwartet am 30. Juni auf der Bischofsburg bei
Raudnitz an der Elbe. Seinem Testament gemäß fand er in der Johanniter Kirche
(Pfarrkirche) in Glatz seine letzte Ruhestätte.
Die Augustiner in Glatz stellten 20 Pröpste. Der letzte war
Christophorus Kirmeser. Im September 1597 wurde das Glatzer Augustinerstift in
ein Jesuiten-Kollegium umgewandelt. Der 17. Probst Johannes V. Laurentius
Millmann aus Glatz war als Praepositus von 1545 bis 1568 für Niederschwedeldorf
sehr aktiv. Er war es, der den Seiteneingang zur Kirche schuf. Über der Innentür
ist die Jahreszahl 1556 zu lesen. Über der Außentür steht das Jahr 1560 geschrieben.
Die Mauer um das ganze Kirchengelände wurde 1564 erbaut. Den kleinen Friedhof
und den Kircheingang nutzten in erster Linie die Bewohner des Niederdorfes. Er
entstand 1567.
Jesek von Pardubitz hatte sich bei der Belagerung von
Mailand im Jahre 1158 so ausgezeichnet, dass ihm und seinem Geschlecht das
halbe weiße Ross im roten Felde als Familienwappen verliehen wurde. Genau
dieses Wappen ließ Propst Laurentius in den Schlussstein der Türumrahmung
setzen. Damit wollte er zum Ausdruck bringen, dass der berühmte Arnestus 1350
Besitzer von Niederschwedeldorf war.
Inzwischen steht das kleine Tor unter Denkmalschutz mit der
Einstufung in der Kategorie 1. Dem sind aber einige Aktivitäten vorausgegangen.
Da für die Fläche zwischen Kirche und Friedhofsmauer keine Entwässerung
existierte, drängte das Regenwasser der Dachrinnen über das Fallrohr zum
tiefsten Punkt auf dem Areal. Genau an diesem Punkt befindet sich das Tor und
wurde mit der Zeit unterspült. Mit dem Einbau einer Entwässerungsrinne und die
Verlegung eines Wasserrohres wurde die Firma Adrian Nieckarz beauftragt. Sie
führte diese Arbeiten in den Jahren 2012 und 2013 durch. Der Weg durch das Tor
hinaus, auf dem ein altes Wegerecht von fast 450 Jahren liegt, wurde neu
angelegt. Im Durchgang selbst wurden einige große Heuscheuer-Sandsteinplatten
erneuert. Die Wände wurden neu gemauert, verputzt und abschließend gestrichen.
Ein neuer hölzerner Schubriegel wurde in die vorhandenen Löcher eingepasst. Die
Firma Piotr Wanat aus Breslau hat die Sandsteinumrahmung stabilisiert und
restauriert. Der Restaurator Tomasz Ryfa überarbeitete im Anschluss die
verwitterten Buchstaben und Zeichen. Nun aber zum wichtigsten selbst, dem
Holztor. Der letzte Weltkrieg hatte am Karfreitag 1945 noch Spuren im alten
Holz hinterlassen. Darauf wiesen die gefärbten Einschussstellen der
Granatsplitter hin. In Anlehnung an das Original wurde ein neues Tor
geschaffen, aus luftgetrocknetem Eichenholz. Leider war das Holz in der
Grafschaft nicht zu beschaffen. So gelang es aus dem 900 km entfernten
Westfalen mit Hilfe der Firma A. Nieckarz hierher nach Niederschwedeldorf. Die
Firma Brillux in Münster stellte kostenlos das Material für den Schutzanstrich
zur Verfügung. Der Beschlag ist handgeschmiedet und konnte wieder verwendet
werden. Die komplette Restaurierung konnte nur mit finanzieller Hilfe
realisiert werden. Unterstützung erfuhr der Verein “Erzengel Michael“ durch das
Land Niedersachsen, zahlreiche Mitglieder der Heimatgruppe Niederschwedeldorf,
private Spender und der Firma Brillux. Im nächsten Jahr wird dieses Projekt
vollendet. Mit einem neuen Handlauf von fast 25 Metern sowie einigen kleinen
Reparaturarbeiten wäre die Restaurierung dann vollbracht.
Das Kriegerdenkmal Für die Opfer des 1. Weltkrieges (1914 – 1918) wurde mit finanzieller Hilfe
des Herrn Baron Hilmar von Münchhausen nahe der Kirche und Schule ein
Kriegerdenkmal errichtet. Bildhauer Franz Wagner aus Glatz hat es aus
Heuscheuer Sandstein geschaffen. Es wurde 1927 von Kuratus Alfred
Rosenberg eingeweiht und in einer würdigen Rede von Herrn Baron Hilmar
von Münchhausen der Gemeinde zur Beachtung und zum Gedenken an die
Gefallenen übergeben. Alle Gefallen wurden namentlich auf dem Denkmal
aufgeführt. Doch nach der Vertreibung wurden die Namen unkenntlich gemacht, so dass sie
nicht mehr zu lesen waren. Auch die gärtnerische Anlage wurde entfernt.
Mit den Jahren machten Umwelteinflüsse, wie ein benachbarter
Kohlenhandel, dem Denkmal zu Sehens zu schaffen und unansehnlich. 2003 wurde es auf Initiative und mit großem persönlichem Einsatz von Helmut
Goebel auf einen neuen Platz, nur wenige Schritte entfernt, umgesetzt.
Dabei wurde es restauriert und alle Namen der Gefallenen wieder
kenntlich gemacht. Am 8. Juni 2003 fand die Wiedereinweihung festlich
und unter großer Anteilnahme der jetzigen und ehemaligen Dorfbewohner
statt. Quelle: Website www.niederschwedeldorf.de (offline) der |