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Nach Aelurius - Glaciographia mit Legende. Wahrscheinlich die erste, der Wirklichkeit
entsprechende zeitgenössische Darstellung der Stadt, gedruckt im Jahre 1625.
Abriss der Stadt und Schlosses Glatz, sampt der Belagerung, Anno 1622.
in: Glaciographia, Oder Glätzische Chronica ... / Georg Katschker. - 1625
Digitalisiert durch die Universitätsbibliothek J.C. Senckenberg Frankfurt am Main [2002]
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Verzeichnis des A.B.C. aus dem Abris. |
Opis historyczny: |
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Die Übergabe der Stadt und Burg Glatz am 27. Oktober 1622Von Professor Arno Herzig Zwei Jahre nach Beginn des 30jährigen Krieges siegten mit der Schlacht am Weißen Berg am 8.11.1620 die katholische Liga und die Truppen Kaiser Ferdinands II. über die böhmischen „Rebellen“. Diese hatten Ferdinand II. als böhmischen König abgesetzt und an seiner Statt 1619 den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zum böhmischen König gewählt. Friedrich, der sogenannte Winterkönig, floh und kam nicht mehr nach Prag zurück. Die Habsburger waren nun wieder Herren über Böhmen und richteten in einem furchtbaren Strafgericht in Prag die Anführer der „Rebellion“ grausam hin. Doch gab es weiterhin eine antihabsburgische Opposition, die sich in Glatz, das zu Böhmen gehörte, sammelte und hier noch zwei Jahre Widerstand leistete. Die Stände der Grafschaft Glatz hatten 1618 die Rebellion unterstützt und hofften dadurch von den böhmischen Ständen als Nebenland der Krone Böhmen anerkannt zu werden. Doch hatten sie damit keinen Erfolg. Der protestantische Kurfürst von Sachsen, der trotz seiner Konfession auf der katholischen Seite am Krieg teilnahm, hatte für Schlesien und die Lausitzen im sog. Dresdner Akkord die Religionsfreiheit für diese Länder zugesagt bekommen, d.h. sie durften protestantisch bleiben. Auch für die Grafschaft Glatz sollte das gelten. Doch scheiterte eine Zusage der Glatzer Stände an der ablehnenden Haltung der Antihabsburg-Oppositionstruppen, die unter Führung des Oberst Seger Spee in Glatz das Sagen hatten. Dieser befehligte die Truppen des Markgrafen Hans Georg von Brandenburg, der als Herzog von Jägerndorf zur Oppositionspartei gehörte, und dessen Truppen seit Juni 1621 den Glatzer Burgberg besetzt hielten. Daraufhin schickte der sächsische Kurfürst im August 1621 Truppen in die Grafschaft, doch kam es fürs Erste noch nicht zu einer Auseinandersetzung um Glatz. Anders verliefen die militärischen Aktionen in der oberen Grafschaft. Habelschwerdt und Landeck öffneten sich den sächsischen Truppen. Der kurfürstlich-sächsische Hauptmann Carl von Goldstein bestätigte am 11.12.1622 die Aufrechterhaltung „unserer Augsburgischen Konfession“. Die gemeinsame Konfession bot hier die Basis für ein enges Verhältnis zwischen Besetzern und Besetzten, so daß die Habelschwerdter nun mit den sächsischen Truppen auf Seiten des Kaisers kämpften. Die Bauern aus der Gegend um Habelschwerdt aber kämpften unter Führung des Oberlangenauer Freirichters Hans Wolf weiter für den „Winterkönig“ und belagerten Habelschwerdt, so daß die dortigen Truppen von aller Zufuhr abgeschnitten waren. Daraufhin griffen sächsische Truppen die Bauern bei Heinzendorf an, so daß „trotz heftiger Gegenwehr ihrer 100 erschlagen“ wurden, wie der Habelschwerdter Chronist berichtet. Von den Truppen der Antihabsburg-Opposition unter dem Grafen von Thurn wurden sie im Stich gelassen. Trotz weiterer Verluste bei Ullersdorf kämpften die Bauern weiter, bis im Juni 1622 der neue Landesherr der Grafschaft, der Bruder des Kaisers Erzherzog Carl, Bischof von Breslau, “etliche unddreißig Corneth Polacken undt 2 Corneth schlesische reutter“ schickte, die „was sie angetroffen an Manns Persohnen nieder gesäbelt“ haben. Damit war dieser „gefährliche Bauernbund“, so der Chronist, besiegt. Hans Wolf gelang es zu fliehen. Für die Antihabsburgfront unter Friedrich von Trčka bildete Glatz das letzte Bollwerk, das es mit aller Macht in dem fortgesetzten böhmisch-pfälzischen Krieg zu verteidigen galt. Unter den wechselnden Festungskommandanten, die jetzt in Glatz das Sagen hatten, wurde das Stadtbild den Verteidigungszwecken angepaßt. Dem fielen auf dem Burgberg die alte Wenzelskirche sowie das von Arnestus von Pardubitz gegründete Augustiner-Chorherren-Stift zum Opfer. Die Antihabsburgfront verteidigte den Stützpunkt zwei Jahre lang gegen die kaiserlichen Truppen, übergab dann allerdings Stadt und Burg am 22.10.1622 gegen Zusage des freien Abzugs. In Schlesien war mit dem Fall von Glatz fürs Erste der Krieg beendet. Die lutherischen Prediger mußten die Stadt verlassen. Darunter auch der „junge Kaplan Jorge“, gemeint ist Georg Aelurius, der damals lutherischer Prediger in Glatz war und von dort wieder in seine Heimatstadt Frankenstein ging, wo er seine Glaciographia verfaßte, die bereits 1625 in Breslau publiziert wurde. Zunächst durch Waffengewalt der Liechtensteiner Dragoner, dann aber durch die subtile Mission der Jesuiten kehrten die Bewohner der Grafschaft Glatz in einem Jahrzehnte dauernden Prozeß zum Katholizismus zurück, so daß die Grafschafter zu „Glatzer Natzlan“ wurden, was sich von Ignatius, dem Gründer des Jesuitenorden, herleitet. in: Grafschafter Bote, 10/2022, S. 14 |
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© 2003-2022 by Dipl.-Ing. Christian Drescher, Wendeburg
Erste Version vom 18.08.2003, letzte Aktualisierung am 29.10.2022.