Städte, Dörfer, Sehenswürdigkeiten, Flüsse und Gebirge

G

Gabersdorf / Wojbórz (380 m)
8 km n Glatz, 1.180 E./1.082 E.
Das langgestreckte Reihendorf, 1342 erwähnt, wird von der Pfarrkirche "St. Georg" von 1733 überragt, zu der man über eine Treppe und durch ein Torhaus gelangt. Die gut restaurierte Kirche besitzt schöne Rokokoaltäre und eine "Schmerzhafte Mutter" in der Kreuzkapelle.
Gemeinde Glatz/Kłodzko

Gellenau / Jeleniów (420 m)
9 km w Reinerz, 614 E./639 E.
In dem 1350 "Geylnaw" genannten Ort liegt an der Straße hinter einem Teich das Schloß. Es geht bis ins 13. Jahrhundert zurück, die heutige Anlage stammt aus der Barockzeit, der Turm in italienischen Renaissanceformen ist aus dem 19. Jahrhundert. Nach 1960 wurde das Schloß renoviert und aufgestockt und diente als Kurheim.
Östlich auf einer Anhöhe steht die St.-Trinitas-Kapelle, 1699 vom Gutsherrn als Dank für die Errettung aus Lebensgefahr erbaut.
Westlich des Ortes, schon in Sackisch gelegen, war eine Weberei der Firma Chr. Dierig AG mit ca. 1.000 Beschäftigten.
(Pfarrei Lewin)
Gemeinde Lewin/Lewin Kł.

Gläsendorf / Szklarnia (480 m)
3 km ö Mittelwalde, 346 E./229 E.
Das kleine Dörfchen, 1358 erwähnt, das sich zum Gläserberg/Urwista (795 m) hinzieht, hat eine schlichte, von einer Mauer umgebene Begräbniskirche von 1802. Sie ist St. Florian geweiht, dessen Bild den Hochaltar bestimmt.
(Pfarrei Schönfeld)
Gemeinde Mittelwalde/Międzylesie

Glasegrund / Szklary (610 m)
10 km sö Habelschwerdt, 32 E./14 E.
Die im reizenden Tal am Nordabhang des Spitzigen Berges/Igliczna (848 m) gelegene kleine Ansiedlung war früher eine beliebte Sommerfrische. Die Jakobsbaude ist erhalten geblieben. Von hier aus gibt es einen nur mäßig ansteigenden Fahrweg (für Fahrzeuge gesperrt) zur Wallfahrtskirche → Maria Schnee/Maria Śnieżna.
(Pfarrei Kieslingswalde)
Stadt Habelschwerdt/Bystrzyca Kł.

Glasendorf / Szklarka (375 m)
5 km nw Habelschwerdt, 140 E./96 E.
Der kleine Ort ist aus einer im 14. Jahrhundert errichteten Glashütte am Rand des waldreichen Habelschwerdter Gebirges hervorgegangen.
(Pfarrei Altlomnitz)
Stadt Habelschwerdt/Bystrzyca Kł.

Glatz / Kłodzko (300 m)
21.815 E./30.111 E.
Die Hauptstadt der ehemaligen Grafschaft war später Kreisstadt und ist bis heute wirtschaftlicher, kultureller und Verkehrsmittelpunkt des Glatzer Landes geblieben.
Die Stadtgeschichte ist eng mit der Geschichte der Grafschaft verbunden (s. erster Teil des Buches). Glatz wird erstmalig 981 als "castellum Kladsko" erwähnt und ist damit ältester geschichtlich bezeugter Ort Schlesiens. Am Schnittpunkt der alten Handelswege von Böhmen durch den Glatzer Kessel in die schlesische Ebene stand damals eine "gegen Polen" gerichtete hölzerne Burg des Böhmenfürsten Slawnik auf dem Schloßberg. Die Burg und der angrenzende Marktflecken Glatz waren lange Streitobjekt zwischen Polen und Böhmen mit mehreren Belagerungen und zwei Zerstörungen. Mit dem Pfingstfrieden von Glatz 1137 blieb die Stadt mit dem umgebenden Gebirgskessel böhmisch.
Im 12./13. Jahrhundert wurde Glatz durch deutsche Siedler zum bedeutenden Mittelpunkt eines blühenden Landes. Die planmäßige Stadtanlage im Schutz des Burgberges entstand, ein Mauerring schützte Burg und Stadt. 1114 sprechen Urkunden von einer "urbs" (= Stadt), 1275 war Glatz eine rein deutsche Stadt nach Magdeburger Recht, später auch mit eigenem Münzrecht.
Arnestus von Pardubitz (1297-1364), der erste Erzbischof von Prag und Kanzler des böhmischen Königreiches, verbrachte seine Jugend in Glatz. Er stiftete später das am Hang des Schloßberges gelegene Augustinerkloster mit der Domkirche (Thumkirche), die er 1349 weihte. Dank rechtzeitiger Verteidigungsmaßnahmen konnten die Hussiten Glatz nicht einnehmen. Im Dreißigjährigen Krieg stand Glatz auf Seiten des Winterkönigs. Die Österreicher belagerten 1622 die Stadt und Burg und eroberten sie, dabei wurden von 1.300 Gebäuden 930 zerstört. 1635 gab es durch die Pest 4.000 Tote, 1680 noch einmal 1.500 Pesttote.
Als 1763 nach dem 3. Schlesischen Krieg die Grafschaft endgültig an Preußen fiel, ließ Friedrich der Große die Reste des Schlosses abtragen und an dessen Stelle die damals sehr moderne Festung bauen. Im napoleonischen Krieg 1806/07 blieb Glatz dank der Verteidigung und der Verhandlungen des Grafen Götzen bis zum Frieden von Tilsit unbesiegt und wurde nicht besetzt.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts hatte die Festung ihren militärischen Wert verloren und diente als Gefängnis für politische Gefangene. Ein Großteil der Stadtumwallung mit den Stadttoren wurde beseitigt und in Straßen umgewandelt, aus den Festungswerken wurden zum Teil Grünanlagen. Glatz dehnte sich durch intensive Bautätigkeit weit über den alten Kern aus.
Die Altstadt von Glatz zieht sich südlich und östlich vom Schloßberg bis zur Neiße hinab und bietet das malerische Bild einer alten Bergfestung. Der Grundriß der Stadt mit den vom Ring ausgehenden Straßenzügen weist Glatz als deutsche Gründung aus, wenn auch das örtliche Gelände Abweichungen vom sonst üblichen Schachbrettmuster erforderte.
Direkt unter der steil ansteigenden Festungsanlage liegt der 9.200 mē große Ring auf schrägem Gelände. Auf ihm steht das Rathaus, das 1887-90 nach einem Brand des Vorgängerbaus (von 1397) unter Einbeziehung des alten Turms (von 1654) im Jugendstil errichtet wurde. Der Turm mit seinem sich unter der dreifach gegliederten Turmhaube herumziehenden Säulengang ist im Stil der Spätrenaissance gestaltet.
Östlich des Rathauses steht der barocke Löwenbrunnen (1700) mit dem doppelschwänzigen böhmischen Löwen.
Auf der Westseite erhebt sich im Schatten von Bäumen die Mariensäule, 1682 zum Gedenken an die Pestepidemie zwei Jahre zuvor und an den Brand von 1676 errichtet. Der Glatzer Künstler Hans Adam Beyerhoff hat sie (nach Vorbildern in Prag bzw. München) geschaffen. Auf der schlanken Säule mit korinthischem Kapitell erhebt sich die Statue der Maria Immaculata (der Brand 1676 war am Fest Mariä Verkündigung). Auf dem breiten Unterbau steht links der Erzengel Gabriel, der Bote der Verkündigung, rechts der Schutzengel der Stadt, hinten stehen St. Josef und St. Florian, und vorn in einer Nische liegend sieht man die Hl. Rosalie. Auf der umgebenden Ballustrade erheben sich die Pestpatrone Karl Borromäus und Franz Xaver (vorn links und rechts) und hinten rechts St. Rochus. Die Statue des Hl. Sebastian (hinten links) und die Inschrifttafeln sind in den letzten Jahren erneuert worden.
Am Ring wie auch in den umliegenden Straßen sind noch einige Bürgerhäuser mit schönen Giebeln und Portalen aus Renaissance, Barock und Klassizismus zu sehen. Die Häuser der oberen Ringseite zur Festung hin mußten nach dem Zweiten Weltkrieg (wie auch an anderen Straßen) abgerissen werden, insbesondere, weil Unterhaltungsmaßnahmen unterblieben und weil das Entwässerungssystem zwischen Stadt und Festung defekt war und die Gebäude einzustürzen drohten. Durch zeitgemäß gestaltete Neubauten wird jetzt die Ringumbauung wieder vervollständigt.
Südwestlich unweit des Rings erhebt sich die katholische Pfarr- und Dekanatskirche "Mariä Himmelfahrt", die wohl bedeutendste Stätte Grafschafter Kunst. Sie ist eine dreischiffige spätgotische Kirche ohne Querschiff, deren äußeres Erscheinungsbild mit den zwei ungleich hohen unvollendeten Türmen und dem Dachreitertürmchen durch den späteren Aufbau des "Herrenkonvents" über der Sakristei leider etwas gestört wird, wenn man aus der Unterstadt über die Arnestusstiege zur Kirche schaut.
Arnestus v. Pardubitz, der in der hölzernen Vorgängerkirche (von 1261) auf seinen Wunsch hin bestattet wurde, vermachte der Pfarrkirche eine beträchtliche Summe, die den Neubau der Kirche zum Teil ermöglichte. Mit dem Bau wurde vor 1400 durch die Prager Bauhütte begonnen, deren Leiter damals der berühmte Peter Parler war. Um 1500 wurde sie, nach einigen Unterbrechungen der Bautätigkeit, im wesentlichen vollendet. Nur das spätgotische Netzgewölbe ist um 1550 errichtet worden. Ende des 17. Jahrhunderts wurde die Kirche durch die Jesuiten in prunkvollem barocken Stil umgestaltet, wobei die Seitenschiffe erhöht wurden und zum Mittelschiff hin offene Emporen erhielten. Die Stukkatierung erfolgte durch italienische Kunsthandwerker, wobei das Netzgewölbe sichtbar blieb.
Das Innere des weiträumigen Gotteshauses mit sieben Jochen zeigt die gelungene Verbindung der beiden Baustile. Geschickte Lichtführung läßt die reiche plastische und farbige Ausgestaltung wirken. Blickfang ist vorn der kunstvolle Hochaltar, 1727-29 nach einem Entwurf des Jesuitenfraters Christoph Tausch geschaffen. Über dem Tabernakel steht im Zentrum des Altars unter einem prunkvollen Baldachin die Statue der "Glatzer Madonna", umgeben von einem Strahlenkranz, beidseitig stehen Johannes der Täufer und der Hl. Josef. Korinthische Säulen auf hohem Postament tragen den durchbrochenen Altaraufbau, der den Lichteinfall ermöglicht. Im Ziergiebel zeigt ein Steinrelief die Krönung Mariens durch die Hl. Dreifaltigkeit, und darüber erhebt sich das von Engeln getragene Kreuz der Erlösung. Das Gemälde darüber (von Tausch), das die Himmelfahrt Mariens zeigt, gibt in barocker Illusion den Übergang von der Erde zum Himmel wieder.
Das früher durch Wallfahrten verehrte Gnadenbild der Glatzer Madonna geht auf die Mirakelmadonna des Arnestus v. Pardubitz zurück. Der junge Arnestus hatte, wie er später aufgeschrieben hat, als Schüler während der Vesper das Erlebnis, daß sich die Madonna mit zornigem Gesicht ob seiner Unaufmerksamkeit von ihm abgewandt und erst nach innigem Gebet sich ihm wieder zugewandt habe, ein Ereignis, das für das Leben des Arnestus bestimmend werden sollte und seine große Verbundenheit mit Glatz sicher beeinflußt hat.
Als etwa 200 Jahre später dieses alte Madonnenbild beschädigt war, wurde es durch die heutige lebensgroße Figur, ein "vorzügliches Kunstwerk mit trefflichem Faltenwurf, 14. Jahrhundert" (H. Lutsch) ersetzt. Das Bildwerk war früher mit kostbaren Gewändern bekleidet, und auch Friedrich der Große ließ nach der Einnahme von Glatz 1742 "den Herren Jesuiten ein rauh Stück von Seidenzeug einhändigen, damit das Gnadenbild einzukleiden".
Arnestus v. Pardubitz wurde nach seinem Wunsch in der neuerbauten Kirche vor dem Altar mit Blick zur Madonna bestattet. Das Grabmal aus Marmor, ein Hochgrab, dürfte von Peter Parler sein. Gemäß einer Prophezeiung des Arnestus zerfiel es ohne menschliches Zutun. Die Reste befinden sich im nördlichen Seitenschiff. Es wurde 1870 durch eine Plastik von Janda ersetzt, die den Erzbischof kniend und anbetend zeigt. Sie steht links vor dem Hochaltar. Die beiden großen Gemälde links und rechts im Chorraum erzählen von der Vision des Knaben Arnestus und dem Besuch als Prager Erzbischof beim Glatzer Gnadenbild.

Katholische Pfarrkirche in Glatz

Neun Seitenaltäre hat die große Kirche. Den Ignatius-Altar (1), 1737 von Michael Kößler (Glatz) geschaffen, widmeten die Glatzer Jesuiten ihrem Ordensgründer. Mit dem Siegeszeichen des Kreuzes erscheint Christus dem großen Spanier. Die drei allegorischen Frauengestalten stellen die drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe dar. Während des Dreißigjährigen Krieges war das Warthaer Gnadenbild an dieser Stelle aufgestellt. Im linken Seitenschiff steht der Franz-Xaverius-Altar (2), in der Gestaltung dem Ignatius-Altar sehr ähnlich. Er wurde ein Jahr nach der großen Pest 1644 eingeweiht und später umgestaltet und zeigt drei Pestpatrone, links Karl Borromäus, rechts St. Rochus, im großen Bild (von Hieronymus Richter, Glatz) den Asienmissionar Franz Xaver, der einen Toten erweckt. Früher begann an diesem Altar die alljährliche Pestgelöbnisprozession am 03.12. zur Mariensäule am Ring.
Der Barbara-Altar (3) mit seinem schönen Schnitzwerk stammt von 1754. Die Totenkapelle (4) wurde 1683 erbaut. Den großen Altar ließ der Jesuit P. Graf Montani errichten. Er zeigt in der Mitte den Heiland am Kreuz, von Engeln umgeben, darunter die betenden Seelen im Fegefeuer.
Das Altarbild des Anna-Altars (5) von 1786 stammt aus dem früheren Karmeliterinnenkloster (später evangelische Kirche) und zeigt in barocker Darstellung St. Anna-Selbdritt.
Der Altar Maria-Immaculata (6) wurde 1750 als Altar für die Junggesellenbruderschaft errichtet und hat deshalb oben ein Aloysiusbild.
Ein echter Barockaltar ist der schöne Mariä-Himmelfahrt-Altar (7), der nach 1720 entstanden und wohl der Schule Michael Klahr d. Ä. zuzuschreiben ist. Über einem kleinen Muttergottesbild, daneben zu beiden Seiten St. Florian und St. Stephanus, St. Laurentius und St. Mauritius, erhebt sich die Himmelskönigin mit Zepter und Krone, umgeben von Engeln und blitzenden Sonnenstrahlen, zu ihren Füßen der Mond.
Die Jakobikapelle (8), in der ein neuer Altar steht, wurde 1501 durch die Malteser, die die Pilger der Jakobsbruderschaft unterstützten, errichtet. An die Pilger nach Santiago de Compostela erinnern die Pilgermuscheln am Gewölbe und die kleine Jakobsfigur an der Außenseite der Kapelle. In der Kapelle sind spätgotische Fresken erhalten geblieben. An der linken Wand der Jakobikapelle steht die bekannte "Madonna mit dem Spatz". Sie soll auf Veranlassung des Arnestus v. Pardubitz nach dem Vorbild der Glatzer Madonna geschnitzt worden sein, ist aber wohl jünger und stand früher auf dem Hochaltar der von Arnestus 1349 geweihten "Domkirche". Bei deren Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg wurde die Statue von einem evangelischen Edelmann gerettet und kam 1625 in die Pfarrkirche (In den Wirren der Reformationszeit, als die Pfarrkirche in evangelischer Hand war, durfte nur in der Jakobikapelle während der Mittagszeit die Hl. Messe gefeiert werden). Der Heimsuchungs-Altar (9), im Aufbau dem gegenüberliegenden Altar gleich, wurde von Sebastian Sigismund von Ullersdorf gestiftet.
Die Kanzel (K) ist eine der bedeutendsten Schöpfungen Michael Klahrs d. Ä. Mit 24 Jahren schuf er 1716/17 das mit reicher Symbolik gestaltete Werk. St. Paulus als "Säule des Glaubens" trägt den Kanzelkorb. Die vier großen Propheten des alten Bundes sind am Treppenaufgang dargestellt. Am Kanzelkorb stehen die vier lateinischen Kirchenlehrer Ambrosius, Gregor I., Augustinus und Hieronymus. Die Symbole der vier Evangelisten befinden sich am Rand des Schalldeckels, auf dem die Verklärung Christi auf dem Berg Tabor naturalistisch gestaltet ist. Voller Symbolik ist auch das kleine Relief an der Kanzeltür, das die Ausbreitung der Frohbotschaft und damit der Kirche darstellt.
Von Michael Klahr d. Ä. sind auch die Beichtstühle mit den auf ihnen stehenden Statuen vom guten Hirten, von Engeln und Heiligen (um 1720), sowie der Skulpturenschmuck am zweiteiligen Orgelprospekt (1723). Das Gestühl der Kirche mit barocker Schnitzerei ist von 1710. Der spätgotische, mit einem schmiedeeisernen Gitter umgebene Taufstein von 1627 ist mit dem Malteserkreuz, dem Arnestuswappen und dem Wappen des Grafen von Hradeck, der ihn gestiftet hat, geschmückt.
Die bildliche Ausgestaltung des Mittelschiffes zeigt über den Pfeilern die 12 Apostel, darunter in Rundbildern berühmte Priester und Märtyrer des Jesuitenordens. Oben sind über den Bögen der Seitenemporen 14 Illustrationen zum "Salve Regina" von Karl Tanquart (1693) zu erkennen, daneben plastische Brustbilder der vierzehn Nothelfer.
Dem Nordportal vorgelagert ist die Ölbergkapelle (Ö). Sie erzählt in zahlreichen lebensgroßen Schnitzwerken (von 1520) vom Geschehen im Garten Gethsemane. In der Vorhalle steht eine lebensgroße spätgotische Statue Johannes des Täufers (um 1500), außen sind ein eindrucksvoller "Ecce homo" (1522) sowie Flachreliefs der Geißelung zu erkennen. Sehenswert ist die Wandgliederung über dem Dach des "Ölbergs".
Unter einem gotischen Baldachin steht am Nordturm Christus mit der Dornenkrone (um 1500). Neben der gotischen Fensterumrahmung sind die Wappen von Glatz und Münsterberg zu sehen. Über dem Südportal ist innen im Windfang eine Reliefdarstellung des Schweißtuches der Veronika angebracht (nach 1462).
An der Nordseite des umgebenden Kirchhofs steht das schöne barocke Friedhofsportal, gekrönt von den drei Jesuitenheiligen Ignatius, Franz Xaver und Philippus Neri. Die Figuren gehören zu den reifsten Bildhauerwerken der Stadt. Das AMDG gibt den jesuitischen Wahlspruch wieder: ad majorem dei gloriam = zur größeren Ehre Gottes. Westlich erhebt sich eine Nepomukstatue (um 1720), umgeben von vier Engelsputten auf Säulen. An der Südseite des Kirchhofes ist im ehemaligem Jesuitenkolleg das Pfarrhaus mit schönem Renaissanceportal.
Das sich nach Westen anschließende katholische Gymnasium ist auch heute Oberschule. Im dazugehörenden ehemaligen Konvikt mit seinem stimmungsvollen Innenhof befindet sich heute das Museum des Glatzer Landes/Muzeum Ziemi Kłodzkiej. Es zeigt wechselnde Ausstellungen und beherbergt wertvolle Kunstobjekte des Glatzer Landes. Im Obergeschoß ist eine ständige Ausstellung alter Uhren zu besuchen (Öffnungszeiten: Mi-Fr 10.00-16.00 h, Sa-So 11.00-17.00 h).
Von der Südostecke des Rings bergab gehend gelangt man zur Brücktorbrücke/Most gotycki, die über den Mühlgraben führt und das wohl älteste erhaltene Bauwerk der Stadt ist. Über die figurengeschmückte Brücke hinweg bietet sich ein reizvolles Stadtbild mit der zweitürmigen Minoritenkirche im Hintergrund (siehe Umschlagbild). Wohl nach dem Vorbild der Prager Karlsbrücke wurde die um 1300 errichtete Brücke in der Barockzeit mit sechs steinernen Figuren geschmückt, die alle gestiftet wurden. Von oben betrachtet steht rechts Johannes Nepomuk (1707), gegenüber ist die Krönung Mariens dargestellt (1714). In der Mitte der Brücke steht rechts eine Pieta (um 1655), und gegenüber erhebt sich über der trauernden Maria Magdalena das Kreuz mit dem Erlöser. Unter diesem 1734 gestifteten Bildwerk liest man die Inschrift: "Anno 1281 ist die Brücke gebauet, anno 1701 22. August ist die selbe erneuert worden." Unten steht links die Statue Franz Xavers, des Schutzpatrons der Stadt, 1714 dem Erretter aus Pestgefahr von der Stadt errichtet, und ihr gegenüber die des Hl. Wenzel, des Schutzpatrons Böhmens (1715).
Auf dem Gelände zwischen Mühlgraben und Neiße errichteten nach der Überlieferung die Minoriten 1248 ihr "Kloster auf dem Sande". Mehrfach wurden die Klostergebäude zerstört, das heutige Kloster wurde 1678-1732 erbaut. Im Speisesaal schuf Felix Anton Scheffler 1744 drei Deckengemälde mit der Darstellung von Heiligen der drei vom Hl. Franz von Assisi gegründeten Orden, die im Himmel Gott loben und preisen. In das nach der Säkularisation anderweitig genutzte Gebäude zogen 1921 Franziskaner ein, die 1927 das Kloster kauften und wieder bewohnbar machten und auch die Seelsorge an der Minoritenkirche übernahmen, die heute eigene Pfarrkirche ist.
Die zweitürmige barocke Kirche wurde 1699-1711 erbaut. Im Innern sind von der barocken Ausstattung nur die Orgel und das Kreuz gegenüber der Kanzel erhalten. Altäre und Kanzel sind Ende des 19. Jahrhunderts in Renaissanceformen entstanden, die Deckengemälde sowie das große Bild des Hochaltars sind Kopien von Gemälden des Nazareners Johann Overbeck.
Vom Ring nördlich an der Frankensteiner Straße/ul. W. Łukasińskiego war früher ein Bernhardinerkloster, das 1745 nach Zerstörung wieder aufgebaut und den Franziskaner-Observanten übergeben wurde. Die zugehörige Georgskirche wurde später erweitert und im Barockstil 1665 erneuert. Nach der Säkularisation war sie von 1835 bis 1945 evangelische Kirche. Heute leben hier polnische Klarissen, die umgestaltete Kirche ist wieder katholisches Gotteshaus.
An der früheren Grünen Straße/ul. Wojska Polskiego stand die Synagoge, die in der Pogromnacht 1938 abbrannte und deren Ruine später abgerissen wurde. Eine Gedenktafel soll an den Mittelpunkt der ehemaligen jüdischen Gemeinde erinnern.
Über der Altstadt erhebt sich der Schloßberg (369 m) mit der Festung/Twierdza Główna, die Friedrich der Große nach holländischem Vorbild errichten ließ und die einst 3.000 Mann Besatzung hatte. Von der Böhmischen Straße führt ein Weg zur Festung hoch, die man auf einem Rundweg durch einige Bastionen, Höfe und Kasematten, in denen auch Ausstellungen stattfinden, teilweise besichtigen kann, um dann von den Plattformen eine herrliche Aussicht auf die Stadt und den südlichen Glatzer Kessel zu genießen (Öffnungszeiten: 9.00-18.00 h, Winter 9.00-16.00 h). Der höchste Punkt der Festung, der Donjon, den früher das Standbild des Hl. Johannes Nepomuk krönte, ist nicht mehr zugänglich.
Der Aufgang zur Festung ist auch durch einen 600 m langen unterirdischen Gang zu erreichen, der nach dem Zweiten Weltkrieg hergerichtet und zur Besichtigung freigegeben wurde. Der Einlaß zu diesem Gang/"Trasa Tysiąclecia Państwa Polskiego" ("Unterirdischer Jahrtausendweg") befindet sich an der Arnestusstiege unterhalb der katholischen Pfarrkirche. Der Weg ist beleuchtet, in einigen Nischen stehen Figuren und archäologische Fundstücke (Öffnungszeiten: 9.00-17.00 h).
Jenseits der Neiße liegt auf dem Schäferberg (346 m) ein zweites Festungswerk/Fort Owcza Góra. Eine Besichtigung lohnt sich jedoch kaum, da die Festungsanlagen teilweise zugemauert sind und Baumwuchs die einst schöne Aussicht versperrt.
Im nördlichen Stadtteil Scheibe/Skiba steht ein großes, 1841 gestiftetes Krankenhaus, dem früher auch eine Abteilung für Gemüts- und Nervenkranke angeschlossen war. Hier befand sich auch das Mutterhaus der schlesischen Provinz der Franziskanerinnen. Die zugehörige neugotische Krankenhauskirche (1874) ist heute Pfarrkirche der Pfarrei Hassitz-Scheibe. Östlich von Scheibe liegt der Stadtteil Hassitz/Jurandów.
Vom Kalvarienberg oberhalb von Scheibe grüßt eine kleine achteckige Kapelle mit krönendem Dachtürmchen.
Im benachbarten Stadtteil Halbendorf/Ustronie steht eine kleine, in gotischen Formen errichtete Kapelle, die St. Ignatius geweiht ist.
Maria Trost auf dem Spittelberg und Schneiderbaude → Königshain.
Westlich der Altstadt ist nach dem Zweiten Weltkrieg ein großes Neubaugebiet mit der Pfarrkirche "Kreuzerhöhung" entstanden. Hier bildete sich somit die vierte katholische Pfarrei der Stadt.
Wirtschaftliche Schwerpunkte in Glatz sind heute der Handel, die Metallindustrie und der Dienstleistungssektor.
Um die Stadt Glatz herum zieht sich heute die Gemeinde Glatz, gebildet aus den Umlandgemeinden (polnische kommunale Neuordnung).

Glatzer Schneeberg → Schneegebirge

Goldbach / Złotno (550 m)
2 km n Reinerz, 640 E./184 E.
Das erst 1834 gegründete Dorf in den Ausläufern der Heuscheuer entwickelte sich zur Sommerfrische und hatte früher ein Kristallglaswerk. In der Nähe befinden sich die Goldbacher Felsen, die hier bis nahe an die Straße herantreten. Daher wurde die Gegend auch "Goldbacher Schweiz" genannt. Unweit des Ortes sind große Steinbrüche.
(Pfarrei Bad Reinerz)
Gemeinde Rückers/Szczytna

Gompersdorf / Goszów (550 m)
5 km s Landeck, 699 E./158 E. (z. T. Umgemeindung nach Seitenberg)
Das Dörfchen südlich des Eulenberges/Sowia Kopa (675 m) an der oberen Biele, 1347 "Gumprechtsdorf" genannt, stößt mit Schreckendorf und Seitenberg zusammen. Diese "Grunddörfer" wurden in alten Urkunden als "der Grund" bezeichnet.
(Pfarrei Schreckendorf)
Stadt Seitenberg/Stronie Śl

Grafenort / Gorzanów (310 m)
6 km n Habelschwerdt, 1.528 E./1.072 E.
Das große Dorf im Tal der Neiße, 1341 als "Arnoldisdorf" erwähnt und dann Arnsdorf genannt, wurde vom Grafen Herberstein, der das Dorf erworben hatte, 1670 mit kaiserlicher Erlaubnis in Grafenort umbenannt. Oberhalb des Ortes steht die Pfarrkirche "St. Maria Magdalena" von 1678, umfriedet von hoher Mauer mit Torhäuschen. Der schöne Hauptaltar der barocken Kirche soll von Michael Klahr d. J. geschaffen worden sein. Innen an der Kirchhofsmauer findet man drei Kapellen.
Unterhalb liegt das einst imposante Schloß der Grafen von Herberstein, 1653-57 von Carlo Lurago errichtet und 1737 im Renaissancestil großartig umgebaut und mit Sgraffiti gestaltet. Das Schloß mit den charakteristischen lebhaft gestalteten Haupt- und Dachgiebeln über weit vorkragendem Dach wird beherrscht von einem mächtigen Turm, zu dem vom Innenhof eine Freitreppe zu dessen Frühbarockportal hochführt. Beidseitig vom Turm führen oben loggiaartige Hallen über die ganze Breite der Fassade. Der Schloßpark, in dem ein barocker Rundbau steht, wurde 1775 in einen englischen Park umgewandelt.
Im 19. Jahrhundert wirkten der schlesische Dichter Karl von Holtei und der Schauspieler Karl Seydelmann an dem im Schloß unterhaltenen Theater. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden im Schloßpark Passionsspiele aufgeführt. Das Schloß, 1906 großzügig renoviert, gehörte seit 1930 der Stadt Habelschwerdt und bedarf jetzt dringend einer erneuten Restaurierung.
Im Ort steht ein Steinbildwerk "Dreifaltigkeit" (1734), davor ein altes Sühnekreuz. Im Norden jenseits der Neiße liegen die Ruinen des Ratschinhofes, eines Renaissancebaus von 1573, der 1940 abgebrannt ist. Hier lag auch eine alte slawische Siedlung, die infolge der deutschen Besiedlung in Grafenort aufging.
Auf dem nordöstlich des Ortes gelegenen Antoniusberg (etwa 1,5 km) unterhalb des Eichberges/Debowa Góra (506 m) steht die Antoniuskapelle, ein barocker Rundbau von 1660, daneben war früher eine Einsiedelei. Grafenort hat mehrere Mineralwasserabfüllanlagen.
Stadt Habelschwerdt/Bystrzyca Kł.

Grenzeck → Tscherbeney

Großgeorgsdorf / Jerzykowice Wielkie (470 m)
9 km nw Reinerz, 121 E./101 E.
Ein am Südwestausläufer der Heuscheuer gelegenes Dörfchen, um 1450 gegründet und nach Georg von Podiebrad benannt.
(Pfarrei Lewin)
Gemeinde Lewin/Lewin Kł.

Grulich / Králiky (570 m)
10 km sö Mittelwalde, 3.306 E. (1939)
Stadt und Marienwallfahrtsort im heutigen Tschechien, seit altersher von Grafschaftern gern besucht. Auf dem Muttergottesberg/Hora Matky Boþy (750 m) südöstlich des Städtchens steht die 1696 gestiftete Wallfahrtskirche, die nach einer Feuersbrunst 1846 neu errichtet wurde. Nebenan befindet sich ein ehemaliges Redemptoristenkloster, in dem ab 1950 Priester und Ordensfrauen zwangsinterniert waren.
Von Grulich aus führt eine alte Wallfahrtsallee mit vielen Kapellen empor. Über Treppen und durch einen Innenhof gelangt man in die Kirche mit dem Gnadenbild, einer Kopie des Gnadenbildes von Sta. Maria Maggiore in Rom. Die großzügige, renovierte Anlage hat sieben Türme, sieben Kapellen, die Hl. Stiege mit sieben mal sieben Stufen. Um den Innenhof zieht sich, einem Kreuzgang vergleichbar, ein Umgang. Neben dem Kloster steht ein Pilgerhaus. Von hier oben bietet sich eine prächtige Aussicht auf Teile der oberen Grafschaft, auf das Schneegebirge und das Adlergebirge. Mit dem Auto kann man über Nieder-Heidisch/Dolni Hedecz (von Grulich Richtung Hannsdorf/Hanušovice, dann Abzweig) auf den Muttergottesberg fahren.

Grunwald / Zieleniec (800-920 m)
7 km s Reinerz, 784 E./? E. (siehe Bad Reinerz)
Grunwald wurde 1719 als Waldarbeitersiedlung angelegt und entwickelte sich, in herrlicher Lage unterhalb der Hohen Mense gelegen, zu einem typischen Baudendorf und zu einer beliebten Sommerfrische und ob der Schneesicherheit zu dem bedeutendsten Wintersportort der Grafschaft. Früher gab es hier eine kleine Sprungschanze und eine Rodelbahn, heute sind für den alpinen Skilauf zahlreiche Lifte eingerichtet.
Grunwald war seit 1850 Pfarrei und damit das höchste Kirchdorf Schlesiens. Die heutige Kirche "St. Anna" mit ihrem hohen, spitzen Turmdach, 1901-04 erbaut, hat eine flache Holzdecke und neuromanische Ausstattung. Nordwestlich des Ortes und westlich der Sudetenstraße stand die 1928 errichtete Hindenburgbaude, die nach 1946 abgebrannt ist. 1,5 km weiter in gleicher Richtung liegt die Hohe Mense/Orlica (1.084 m). Östlich Grunwald erstreckt sich das unter Naturschutz gestellte Hochmoor → Seefelder/Torfowisko pod Zieleńcem am Hang des → Habelschwerdter Gebirges.
Grunwald ist idealer Ausgangspunkt zu Wanderungen zu diesen Zielen und durch die Wälder des Habelschwerdter Gebirges.
(Pfarrei Grunwald, heute Pfarrei St. Franziskus und Leonhardus Reinerz)
Stadt Bad Reinerz/Duszniki Zdr.

 

 

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Text by Junge Grafschaft
Layout by Dipl.-Ing. Christian Drescher, Wendeburg-Zweidorf, Kontakt: Feedback-Formular.
Erste Version vom 03.07.2002, letzte Aktualisierung am 07.09.2006.