Aktuelle Nachrichten aus der Grafschaft Glatz

Eine "Insel der Hoffnung" wächst

Erweiterung um das "Derhääme Häusla" in Lerchenfeld

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Das Museumshäusel "Austragshausel" beim Gästehaus Lerchenfeld im Glatzer Bergland (Foto: Ute-Sieglinde Schneider)

Eine Reihe von Berichten erreichte die Redaktion der Monatszeitung "SCHLESIEN HEUTE" in den vergangenen Wochen vom "Derhääme Häusla" in Lerchenfeld bei Bad Landeck. Durch Erweiterungen wird dieses beliebte Reiseziel in der Grafschaft Glatz als Kultur- und Begnungszentrum weiter an Bedeutung gewinnen.

In Tracht und Glatzer Mundart

In einem Reisebericht zur diesjährigen Fahrt der Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Cuxhaven, in die Heimat heißt es unter anderem:
"Hatten wir in den ersten Tagen unseres Aufenthaltes schon viel von Schlesien gesehen und erlebt, so ist der vorletzte Tag für alle Mitreisende unvergeßlich. Er begann mit der Bäderreise, Reinerz, Rückers, Altheide und Landeck, Ausklingen sollte der Nachmittag mit einem Besuch im Derhääme Häusla, Lerchenfeld.
Westlich, kurz vor Landeck führte der Weg bergauf in die Feldmark. Oben angekommen, entdeckten wir unser Ziel. An den Hang geschmiegt, ein kleines gepflegtes Anwesen, das Derhääme Häusla. Der weite Blick in den Glatzer Kessel zeigte die Schönheit dieser Landschaft.
In Tracht und Glatzer Mundart wurden wir von Frau Fuglinska, ihrer Tochter und den zwei Enkeltöchtern herzlich empfangen. Der Anbau, in den man uns bat, war ein großer behaglicher Raum, wo schon die gedeckten Kaffeetische auf uns warteten. Während uns der echte schlesisch Mohn-, Streusel- und Käsekuchen schmeckte, erzählte Frau Fuglinska, selbst eine
deutsche Schlesierin, von der vergangenen Zeit und auch von der jetzigen Möglichkeit, in ihrem Anwesen Urlaubsgäste in Halb- und Vollpension aufzunehmen, sowie von der Errichtung eines kleinen Museums, welches das frühere Leben der Grafschafter Bauern widerspiegeln soll.
Vom Vater mit der "Quetschkomode" begleitet unterhielten uns weiter die beiden Enkelkinder mit Volksliedern und Kinderbräuchen. Viel zu schnell verging die Zeit.
Anschließend besuchten wir das "Austragshäusl", einen kleinen Neubau gegenüber. Hier betraten wir eine museal eingerichtete Wohnstube, in der alte Gerätschaften, Möbel und Bücher liebevoll zusammengetragen sind. Noch ein Eintrag in das Gästebuch, denn nun drängte die Abfahrt.
Die Herzlichkeit der Familie, die Gemütlichkeit die alle Räume ausstrahlten, sowie die schöne unverbaute Landschaft ließen den Abschied schwer werden. "A Stickla Heemte" hatten wir gefunden und für ein paar Stunden waren Jugenderinnerungen geweckt."

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Hinweisschild zum idyllisch gelegenen Haus Lerchenfeld. (Foto: Ute-Sieglinde Schneider)

Brauchtum der Grafschaft Glatz

Zu diesem Thema hatte sich unlängst eine Gruppe Schlesier für eine Woche im Derhääme Häusla zusammengefunden.
Eingeladen hatte hierzu durch eine Mitteilung im "Grafschafter Boten" Edith Jacobs, Kulturreferentin der Schlesier in Hamburg, die auch die Organisation und Leitung übernahm.
Um die Aktivwoche mit einem Höhepunkt zu beginnen, wurde nach alter Tradition eine Wallfahrt nach Maria Schnee unternommen. Es folgte als Einstieg zum Thema "Das Grafschafter Jahr" eine Lesung aus Josef Wittigs "Unser heiliges Volkstum", eine Charakterisierung des Grafschafter Menschen und die Auswirkung seiner Wesensart auf den Jahreslauf. Als weitere wichtige Grundlage diente die Niederschrift über Frau Becks Erinnerungen, ehemals Seitendorf die eine sehr gute Aussage hatte.

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Frau Renate Czaplinski bewirtet die Gäste im Derhääme Häusla in schlesischer Tracht (Foto: Jacobs)

Und natürlich kamen auch die vielen persönlichen Erinnerungen und Erlebnisse der Teilnehmer zum Tragen. Es war auch interessant, wie sich bei der Themenbearbeitung im Detail doch Unterschiede herauskristallisierten und die Teilnehmer feststellten, daß diese manches Mal selbst schon Nachbardörfer betrafen. Somit war die Voraussetzung für einen angeregten Gesprächsstoff gegeben. Daß hierbei tüchtig "gepowert" wurde, bedarf eigentlich keiner besonderen Erwähnung.

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Basteln und malen bei der Aktivwoche im Haus Lerchenfeld (Foto: Jacobs)

Zu weiterer Aktivität war die Landesfrauenreferentin Charlotte Westermann aus Hamburg angereist, um die "Grafschafter Mädlan" mit der schlesischen Weißstickerei bekannt zu machen. Auch hier stellte sich die große Vielfalt heraus, deren Wurzeln in den Hirschberger und Schmiederberger Stickschulen zu finden waren. Am praktischen Werken fanden alle großen Gefallen, so daß es zum Hauptthema ein gelungener Ausgleich war. Das Programm sah auch genügend Freizeit z. B. für kleine individuelle Wanderungen vor. Un oabens uff da Uufabanke wurde gesonga on derzählt, wie's halt deehääme asu woar! Berichterstatter Ernst-August Jacobs findet ebenfalls anerkennende Worte für die schlesischen Wirtsleute in Lerchenfeld: "Selbstverständlich wurden wir wie immer vom Team des Gästehauses Lerchenfeld hervorragend betreut, und besonderes Lob verdienen wieder Karinas und Renates Zaubereien aus Küche und Backstube."

Restaurierung des Gottwald-Hofes

In Winkeldorf, zwei Kilometer südlich des Gästehauses "Lerchenfeld", haben die Familien Fuglinski/Czaplinski nun den völlig heruntergekommenen Gottwald-Hof erworben. Es handelt sich hier um einen Bauernhof, der im Glatzer Gebirgsstil im Rechteck gebaut wurde und aus Wohnhaus mit Pferdestall, aus Kuhstall, Scheune und Wagen-/Geräteschuppen besteht. Ziel ist es, dieses schlesische Kulturgut zu restaurieren und so der Nachwelt dauerhaft zu erhalten. Es ist beabsichtigt, daraus ein kleines Heimatmuseum mit Freilichtmuseum und einer Begegnungsstätte zu machen. Im Haupthaus soll neben einem alten Backofen eine Hausweberei gezeigt werden. Der Kuhstall wird zu einem größeren Aufenthaltsraum mit einem kleinen bäuerlichen Museum umgestaltet. Die Scheune soll die Getreide- und Pflanzensorten des Glatzer Landes zeigen und im unteren Teil einen Tummelplatz für Kinder auf Strohballen erhalten. Im Wagen- und Geräteschuppen werden Ackergeräte und Schlitten ausgestellt. Unterstützt wird dieses Vorhaben vom Museum des Glatzer Landes und einem Förderkreis, dem neben den Familien Fuglinski/Czaplinski, Christoph Hoetzel vom Kulturforum Niederschlesien, der Vorsitzende des Deutschen Freundschaftskreises (DFK) Waldenburg, Martin Reichert und weitere heimattreue Schlesier angehören. Wohnmöglichkeiten soll es im Wohnhaus, über dem ehemaligen Kuhstall und über dem Wagen- und Geräteschuppen geben. Die spätere Unterhaltung des gesamten Hofes ist durch die Familien Fuglinski/Czaplinski gesichert. Die geplante Nutzung umfaßt Besuche von Busreisegruppen zum geselligen Beisammensein, Urlaubsaufenthalte und Ausgangspunkt für Wanderungen, Treffen von Grafschaftern oder Waldenburgern zu bestimmten Themen (Vorträge, Gespräche und anderen Veranstaltungen).
Es muß aber Aufbauhilfe geleistet werden! Spenden werden erbeten auf das Konto "Aufbau Gottwald-Hof" bei der Dresdner Bank Emsdetten, Konto-Nr. XXX XXX XXX, BLZ 400 800 40. Bei der Überweisung einer Bausteinsumme geben Sie bitte deutlich Ihren Absender an, damit Ihnen die Bausteinbestätigung zugesandt werden kann.

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Der Gottwald-Hof in Winkeldorf bei Bad Landeck wird saniert (Foto: Jacobs)

Weitere Informationen erhalten Sie gern bei:
Christoph Hoetzel, Am Stadtpark 3, 48282 Emsdetten, Tel. (0 25 72) 95 22 44, Fax (0 25 72) 95 22 46. Interessierte Personen, die die Wiederherrichtung des Gottwald-Hofes durch Werbung oder andere Maßnahmen fördern wollen, sind jederzeit im Förderkreis willkommen.

(sh)

 

aus: "SCHLESIEN HEUTE" Nr. 10/2001, S. 18-19 (Bestellanschrift: Brüderstraße 3, D-02826 Görlitz/Schlesien, eMail: sheute@poczta.onet.pl)
mit freundlicher Genehmigung der Monatszeitung "SCHLESIEN HEUTE" hier veröffentlicht

 

 

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© 2001-2015 by Dipl.-Ing. Christian Drescher, Wendeburg-Zweidorf, Kontakt: Feedback-Formular.
Erste Version vom 19.10.2001, letzte Aktualisierung am 12.08.2015.