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Reisen in die Grafschaft Glatz (Schlesien)

Sehenswürdigkeiten

Wallfahrtskirche Maria Schnee

 

WALLFAHRTSKIRCHE „MARIA SCHNEE“

Maria Schnee Bergkirche

Spitzberg – Maria Schnee Bergkirche (784 m Seehöhe), Grafschaft Glatz

Ein Kirchlein steht im Glatzerland.
Und winkt mit seiner weißen Wand
den Wandrer einzuladen
zum Orte der Genaden.

Da tritt manch' einer trüb hinein
Marien still zu benedein,
um Heil und Wohlergehen
vom Himmel zu erflehen.

Und steigt er dann gemag hinunt'
zum tiefen, grünen Wölfelsgrund
trägt er den Kopf erhoben –
die Sorgen blieben droben.

Vor den Schlesischen Kriegen (1740-1763) wallfahrteten viele Grafschafter ca. 300 km nach Maria Zell in der Steiermark. Nach dem Hubertusfrieden 1763 war das Überschreiten der Landesgrenze nicht mehr möglich. So war es ein Segen, dass der Ausgedinger, Christoph Veit aus Wölfelsdorf, im Jahre 1750 auf seinem Rücken, ein Bild der Maria Zeller Muttergottes mit dem Jesuskinde mit nach Hause nahm. Er befestigte das Bild zunächst an einer Buche am Spitzigen Berge; später baute er zum Schutz der Muttergottes, ein Holzhäuschen, das recht bald von zahlreichen Marienverehrern aufgesucht wurde.
Im Jahre 1765 entwurzelte ein Sturm die Buche und zerschlug das Holzhäuschen. Das Muttergottesbild blieb - wie durch ein Wunder - unversehrt, sodass ein zweites und später von seinem Sohn Johann, ein drittes, wiederum größeres Holzhäuschen, gebaut wurde. Im Jahre 1776 starben Christoph Veit und auch sein Bruder Johann.
Infolge von Gebetserhörungen nahm der Pilgerstrom immer mehr zu, sodass der Bau einer Kapelle bzw. eines Kirchleins von dem Bauern Johann Veit und dem Auszügler Christoph Wagner dem Wölfelsdorfer Pfarrer Josef Franke vorgetragen wurde. Einer Bauerlaubnis musste jedoch nicht nur Pfarrer Franke zustimmen, sondern auch die Patronatsherrschaft des Grafen von Althann und der Erzbischof von Prag, Anton Peter Przichowsky, da die Grafschaft Glatz kirchlich zu Prag und verwaltungsmäßig zu Breslau gehörte.
Das Gremium stimmte nach einer Ortsbesichtigung und dem vom Bauern Johann Veit geschenktem Bauplatz zu, eine Wallfahrtskirche zu erbauen. Recht bald gingen Geld- und Materialspenden ein; zahlreiche Helfer trugen das schwere Material den Berg hinauf, um den Bau zügig fertig zu bringen. Jedoch bedrohten Schwierigkeiten den Bau, ihn sogar abbrechen zu müssen, aber die Begeisterung und der gute Wille der Bevölkerung war nicht mehr aufzuhalten.
Das Kirchlein kam am Abhang des Spitzigen Berges in einer Höhe von 784 m ü.d.M. zu stehen, wogegen die höchste Stelle des Berges 847 m hat.
Am 18. Juni 1781 war die feierliche Grundsteinlegung. Baumeister waren Andreas Jäger und Zimmermeister Franz Knietig aus Wölfelsdorf.
Am 22. Oktober 1782 konnte die Weihe der Kirche durch den Erzbischöflichen Vikar Carl Winter unter Assistenz der Kapläne Josef Richter, Mittelwalde und Johannes Seipel, Ebersdorf vorgenommen werden. Der Wölfelsdorfer Pfarrer Josef Franke, Pfarrer Johannes Seidel und Kaplan Franz Pausewang waren auch dabei. Nach der Weihe wurde das Gnadenbild von Kaplan Pausewang in feierlicher Prozession aus dem Holzhäuschen in die Kirche „Maria Schnee“ getragen und die erste Hl. Messe zelebriert.
Die Wallfahrtskirche am Spitzigen Berge gehörte zur Gemeinde und zur Pfarrei von Wölfelsdorf.

Rundgang Maria Schnee

Der von Pfarrer Larisch 1821 um die Kirche gebaute Rundgang mit Votivtafeln und -bildern

Im Jahre 1784 bekam die Kirche den Kirchturm. Das Patronatsfest von „Maria Schnee“ ist am 5. August. An diesem Tag war die Kirche wiederum recht bald zu klein, sodass auf dem Kirchvorplatz eine Kanzel geschaffen wurde, von der die Festpredigt gehalten wurde.
Im Jahre 1821 wurde die Kirche durch einen Rundgang (Vorhalle) erweitert, um die vielen Pilger der Gelöbnisprozessionen aus den umliegenden Döfern, unterzubringen. Zur Gelöbnisprozession gehörten nicht nur der Gottesdienst mit Festpredigt, sondern auch das Beten und Singen des Kreuzweges. Die Kreuzwegstationen, von der Kirche zur Spitze des Berges und wieder zurück, stiftete 1824 der Wölfelsdorfer Pfarrer Joseph Larisch Im Jahre 1897 bekam die Kirche unter Pfarrer Paul Nonnast eine neue Innenausstattung. Der neue Altar und die Ausmalung sind das Werk Münchner Künstler. Die beiden Gobelins „Maria Verkündigung“ und „Maria Heimsuchung“ wurden von Kunstmaler Wilhelm von Wörnle gemalt. Die geschnitzten Rahmen sowie die Schnitzereien am Standuhrgehäuse sind Arbeiten des Wölfelsdorfer Tischlers Wilhelm Feistel. In demselben Jahr wurde auch das kleine Kappellenwärterhaus um einen Stock erweitert, der Zimmer für die Geistlichen ermöglichte.

Die beiden Gobelins an den Seitenwänden der Kapelle von Kunstmaler Wilhelm von Wörndle:

Maria Verkündigung

„Maria Verkündigung“

Maria Heimsuchung

„Maria Heimsuchung“

Die Kreuzwegbilder in der Vorhalle wurden nach Fugelschen Originalen 1917 von Maler Reinsch gemalt. Zahlreiche Votivbilder an den Wänden der Vorhalle sind Zeugnis für Gebetserhörungen. Teils sind auch noch alte Urkunden vorhanden, die von Gebetserhörungen und Befreiung verschiedener Leiden berichten. Von 1905 an liess Pfarrer Nonnast die bemalten Glasfenster für die Kirche - nach und nach - von Münchner Kunstwerkstätten anfertigen.
Mit einem großen Fest fand 1930 die Weihe von drei neuen Glocken statt, deren Geläut bis ins Tal zu hören war. Eine Bestätigung für das Marienlied: „Über die Berge schallt ...“ Der Spitzige Berg mit „Maria Schnee“ war nicht nur ein beliebter Wallfahrtsort, sondern auch ein schöner Ausflugsort für die Gäste des Luftkurortes Wölfelsgrund. Wer den großen Schneeberg (1425 m) erstiegen, den Wölfelsfall (25 m), die Talsperre und das Waldmuseum besichtigt hatte, musste auch auf dem Spitzigen Berg gewesen sein. Vom Kirchvorplatz aus war eine ausgezeichnete Fernsicht zum Glatzer Schneegebirge und zum Paß von Mittelwalde, über den Habelschwerdter Gebirgskamm bis zur Heuscheuer sowie zu dem - zwischen den Bergen eingebetteten - Neißetal mit seinen Städten Glatz, Habelschwerdt und Mittelwalde und den umliegenden Bauerndörfern. Am 25. August 1946 hielt der Wölfelsdorfer Pfarrer Arnold Wachsmann seine letzte Messe mit einer sehr ergreifenden Predigt auf „Maria Schnee“ und erteilte den Segen Gottes für die bevorstehenden schweren Zeiten der Vertreibung aus unserer Heimat.

Christus auf dem Ölberg

Christus auf dem Ölberg

Der Text und die Abbildungen wurden freundlicher Weise zur Verfügung gestellt von:
Angela Gauglitz, Euskirchen, früher Wölfelsdorf

Von der polnischen Pfarrgemeinde wurde ein Faltblatt in deutscher Sprache herausgegeben.

 

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Erste Version vom 08.03.2002, letzte Aktualisierung am 19.03.2010.