Aktuelle Nachrichten aus der Grafschaft Glatz
Kaplan Gerhard Hirschfelder
(17.02.1907 - 01.08.1942)
Seligsprechungsprozeß für den
Märtyrer der Grafschaft Glatz
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Der Diener Gottes Gerhard Hirschfelder hat als Jugendseelsorger
der Grafschaft Glatz offen in einer Predigt in Habelschwerdt gegen das Regime des
Nationalsozialismus Stellung genommen mit dem bekannten Wort:
„Wer der Jugend den Glauben aus dem Herzen reißt, ist ein Verbrecher“.
Das hat ihm nicht nur Gefängnis, sondern auch den Tod im KZ Dachau gebracht.
Herr Pfarrer Romuald Brudnowski aus Tscherbeney (Czermna) hat zum Gedenken an seinen
60. Todestag gesagt:
„Kaplan Gerhard Hirschfelder ist ein Deutscher, aber wenn er selig gesprochen
wird, gehört er uns allen. Im Gebet um die Seligsprechung beten wir, dass er
uns helfe, dass Deutsche, Polen und Tschechen den Weg zueinander finden und gemeinsam
am Aufbau Europas im christlichen Geiste mitwirken.“
Darum lasst uns beten!
Franz Jung, Prälat
Visitator für Gläubige aus der Grafschaft
Glatz
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Kaplan Gerhard Hirschfelder
(Ölbild von Piotr Grabiec)
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Diener Gottes
Kaplan Gerhard Hirschfelder
Geboren am 17. Februar 1907 in Glatz (Kłodzko)
geweiht am 31. Januar 1932 in Breslau (Wrocław)
für die Grafschaft Glatz/Erzdiözese Prag,
Kaplan in Grenzeck 1932-1939
Kaplan in Habelschwerdt (Bystrzyca Kłodzka)
und Diözesanjugendseelsorger ab 1939,
verhaftet am 1. August 1941,
gestorben am 1. August 1942
als Märtyrer im KZ Dachau.
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Gerhard Hirschfelder
wurde am 17. Februar 1907 in Glatz geboren. Hier besuchte er das humanistische
Gymnasium und legte 1926 die Reifeprüfung ab.
Nach Beendigung des Theologiestudiums in Breslau wurde er am 31. Januar im Hohen
Dom zu Breslau von Kardinal A. Bertram zum Priester geweiht. Seine Primiz feierte
er in der Kapelle der Herz-Jesu-Schwestern in Bad Langenau (heute: Długopole)
am 1. Februar 1932.
Seine erste Anstellung erhielt Gerhard Hirschfelder als Kaplan in Tscherbeney in
der Grafschaft Glatz. Mit seinem frohen Temperament hatte er bald den Weg zum Herzen
seines Pfarrers Augustin Häuften (1885-1939) und erst recht zum Herzen der
Pfarrjugend gefunden.
1933 kam in ganz Deutschland der Nationalsozialismus mit seinen Organisationen
„Hitlerjugend“ und „Bund Deutscher Mädel“ zur Macht. Bald
erkannte Gerhard Hirschfelder die Gefahr, die der Jugend in der Erziehung zu den
Zielen des Nationalsozialismus drohte. Kompromißlos verteidigte er die Kirchenlehre
und das Evangelium. Sein herzliches Verhältnis zur Jugend war ein Dorn in den
Augen der Nazi-Machthaber.
Er wurde bespitzelt und wegen seiner Predigten mehrmals verhört.
1939 wurde er nach Habelschwerdt (heute: Bystrzyca Kłodzka) versetzt. Dr. Franz
Monse ernannte ihn zum Diözesanjugendseelsorger der Grafschaft Glatz. Gerhard Hirschfelder
organisierte Jugendwallfahrten nach Albendorf und Maria Schnee. Tausende Jugendliche
aus der ganzen Grafschaft nahmen daran teil. In dieser Zeit geschah eine Untat auf
der Wüstungspromenade. Dem Christusbild des Holzkreuzes wurden beide Augen
ausgeschossen, und bei dem steinernen Bildstock der Krönung Mariens (aus dem
18. Jh.) wurden vier Köpfe abgeschlagen (Gott Vater, Sohn, Hl. Geist
und hl. Maria).
Am Sonntag nach dieser Schandtat predigte Kaplan G. Hirschfelder und sagte unter
anderem: „Wer der Jugend den Glauben an Christus aus dem Herzen reißt,
ist ein Verbrecher“. Diese Worte waren Anlaß zu seiner Verhaftung.
Gerhard Hirschfelder wurde vom 1.8. bis 15.12.1941 im Glatzer Gefängnis inhaftiert.
Hier schrieb er seinen Kreuzweg nieder.
Von Glatz wurde er Mitte Dezember in das KZ Dachau abtransportiert, wo er an Mißhandlung,
Unterernährung und Entkräftung am 1.8.1942, noch nicht 36 Jahre alt,
starb. Seine Überreste ruhen auf dem Friedhof in Tscherbeney neben seinem Pfarrer,
mit dem er sieben Jahre diese Pfarrei verwalten half.
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Christus, mein Heiland! Ehe Dein Leiden begann, gingst Du mit
Deinen Aposteln auf den Ölberg. Doch Zeugen Deines Leidens sollten nur drei
von ihnen sein. Drei Worte sprachst Du zu ihnen: „Bleibet hier! Wachet! Betet!“
Auch ich bin augenblicklich von Dir auserwählt zu leiden. Herr, ich danke Dir
dafür. Weil es Dein Wille ist, will ich am Orte des Leidens bleiben, solange
du willst. Wachen will ich als treuer Wächter mit starker Tapferkeit, beten
will ich mit Dir:
„Herr, laß diesen Kelch an mir vorübergehen, doch nicht mein, sondern
Dein Wille geschehe!“ Zu dieser Aufgabe als Wächter will ich mir Kraft
holen in Deinem Kreuzweg. Herr, stärke mich und alle Kreuzträger mit Deiner
Tapferkeit!
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Grab von Kaplan Gerhard Hirschfelder
in Bad Kudowa - Tscherbeney (Czermna)
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Gebet um die Seligsprechung
des Dieners Gottes Gerhard Hirschfelder
Gott, du hast deinen Diener Gerhard Hirschfelder zum Priester
in der Grafschaft Glatz bestellt und ihm Kraft gegeben, in schwierigen Zeiten seinen
Dienst für dich und für die Menschen seiner Heimat zu erfüllen bis
zur Hingabe seines Lebens.
Mit Begeisterung hat er die jungen Menschen die Liebe zu Christus und zur Kirche
gelehrt und mutig den Glauben gegen seine Feinde verteidigt. Gewähre uns auf
die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau und Gottesmutter Maria, ihn als
Seligen verehren zu dürfen und ihm in der Treue zu dir und im Einsatz für
dein Reich nachzufolgen.
Sein Leben ist uns Vorbild; es helfe uns, daß Deutsche, Polen und Tschechen
den Weg zueinander finden und gemeinsam am Aufbau Europas im christlichen Geiste
mitwirken.
Das erbitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.
aus: „Kaplan Gerhard Hirschfelder - Kreuzweg-Gebete“
© 2006 Franz Jung, Großdechant
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Weitere Internetseiten über Kaplan Gerhard Hirschfelder:
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